Hebräer 11,1-2 von Watchman Nee
27/12/2003
„Komisch“, dass wir gestern Abend in einem Raum voller Leute über genau dieses Prinzip sprachen, bevor jemand den folgenden Auszug gelesen hatte. :) „Komisch“, wie das funktioniert, was? :)
Äußerst wichtiger Stoff. Nur SO wenige begreifen einen Glauben, der FUNKTIONIERT, der ARBEITET- obwohl „unsere Körper so gut wie tot sind“. Und doch werden nur diejenigen, die „den Glauben Abrahams“ haben (Röm. 4), die Fülle des Lebens und „Ströme lebendigen Wassers, die aus dem Inneren des Menschen sprudeln“, ERLEBEN. Viele „glauben an Jesus“, wie es von Christen erwartet wird, aber nur wenige „ERLEBEN“ Ihn. Gott wollte nie eine Menge Menschen haben, die Seinen Namen tragen und nur „glauben“, anstatt es zu LEBEN! Und doch ist der wahre Glaube, der das, was GOTT gesagt hat, annimmt und danach handelt, trotz aller „Vorgeschichte“ oder „Misserfolge“ oder „Erfahrungen“ oder „Gefühle“ oder „Gruppendruck“ oder „Beobachtungen“ oder „statistischer Wahrscheinlichkeit“ - sogar wenn es darum geht, fünfundzwanzig JAHRE lang „ohne Zaudern und mit voller Überzeugung“ zu leben, wie es bei „dem Vater unseres Glaubens“ Abraham der Fall war (Röm. 4) ... sehr selten. Ein „Glaubenssystem“ ist etwas ganz anderes als ein LEBEN. „Das Reich Gottes besteht nicht aus bloßen Worten, sondern aus KRAFT.“
„Jetzt bist du dran.“ :)
———Original Originalnachricht———
Betreff: Heb 11:1-2 von Watchman Nee
(Auszug aus Das Normale Christenleben)
,,Der Glaube nun ist die Verwirklichung dessen, was man hofft, das Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht“ (Hebr. 11:1) und ,,was aber unsichtbar ist, das ist ewig“ (2.Kor. 4:18). Ich glaube, wir alle wissen, daß Hebräer 11:1 die einzige Definition des Glaubens im Neuen Testament, ja in der ganzen Schrift, gibt. Daher ist es wichtig, diese Definition richtig zu verstehen. Uns ist die traditionelle deutsche Version dieses Verses wohlbekannt, die Glaube als ,,gewisse Zuversicht des, das man hofft“ (Luther) beschreibt. Der griechische Ausdruck beinhaltet jedoch auch eine Handlung und nicht nur etwas Statisches. Ich selbst habe jahrelang nach einer angemessenen Übersetzung für dieses Wort gesucht. Die englische ,,New Translation“ von J. N. Darby hat dieses Wort besonders gut wiedergegeben: ,,Glaube ist die Substantiierung der Dinge, auf die man hofft.“ Diese Übersetzung ist wesentlich besser, da sie ein Verwirklichen der Erfahrung nach einschließt.
Wie können wir etwas ,,substantiieren“? Wir tun dies im Grunde genommen jeden Tag und können auch anders gar nicht in dieser Welt leben. Was ist der Unterschied zwischen ,,Substanz“ und ,,Substantiierung“? Eine Substanz ist ein Ding, das ich vor mir habe. ,,Substantiierung“ bedeutet, daß ich eine gewisse Fähigkeit besitze, diese Substanz für mich wirklich und real werden zu lassen. Laßt mich dies an einem einfachen Beispiel veranschaulichen. Mit Hilfe unserer Sinne können wir Dinge aus unserer Umwelt wahrnehmen und sie in unser Bewußtsein gelangen lassen. Das Gesicht und das Gehör sind z. B. zwei Fähigkeiten, durch die wir die Welt des Lichtes und der Geräusche für uns zur Wirklichkeit werden lassen, d. h. substantiieren können. Wir kennen die Farben Rot, Gelb, Grün, Blau, Lila und wissen, daß sie real sind. Wenn ich jedoch meine Augen schließe, sind diese Farben für mich nicht mehr real, für mich existieren sie einfach nicht mehr. Mit Hilfe meines Sehvermögens nun habe ich die Fähigkeit zu ,,substantiieren“, und durch eben diese Fähigkeit wird gelb für mich wirklich gelb. Die Farbe existiert nicht nur, sondern ich habe auch die Fähigkeit, sie zu ,,substantiieren“, für mich wirklich zu machen und ihr eine Realität in meinem Bewußtsein zu verleihen. Dies ist die Bedeutung von ,,substantiieren“.
Bin ich blind, kann ich Farben nicht unterscheiden, bin ich taub, kann ich keine Musik hören. Musik und Farben sind aber reale Tatsachen, und ihre Realität wird auch nicht davon berührt, ob ich fähig bin, sie wahrzunehmen oder nicht. Wir Christen nun betrachten Dinge, die, obwohl nicht sichtbar, doch ewig und daher wirklich sind. Natürlich ist es nicht möglich, göttliche Dinge mit unseren natürlichen Sinnen wahrzunehmen. Es gibt aber eine Fähigkeit in uns, welche die ,,Dinge, die man erhofft“, die Dinge Christi, substantiieren kann, und diese Fähigkeit ist der Glaube. Der Glaube macht die wirklichen Dinge für meine Erfahrung wirklich. Der Glaube ,,substantiiert“ für mich die Dinge Christi. Hunderttausende Christen lesen Römer 6:6: ,,daß unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt wurde.“ Für den Glaubenden ist dies wahr. Für den Zweifelnden jedoch oder den, der bloß mit dem Verstand zustimmt, der kein geistliches Licht empfangen hat, ist diese Aussage nicht wahr.
Ich möchte euch noch einmal daran erinnern, daß wir es hier nicht mit Verheißungen, sondern mit Tatsachen zu tun haben. Die Verheißungen Gottes werden uns durch seinen Geist offenbart, damit wir sie ergreifen. Doch die Tatsachen sind Tatsachen und bleiben dies auch unabhängig davon, ob wir sie glauben wollen oder nicht. Wenn wir die am Kreuz vollbrachten Tatsachen nicht glauben, bleiben sie dennoch so real, wie sie es schon immer waren, nur sind sie für uns selbst wertlos. Der Glaube muß diese Tatsachen nicht in sich selbst real machen, aber durch den Glauben können wir sie ,,substantiieren“ und in unserer Erfahrung Wirklichkeit werden lassen.
Was immer der Wahrheit in Gottes Wort widerspricht, müssen wir als eine Lüge des Teufels betrachten, und zwar nicht, weil es unseren Sinnen nicht als an sich real erscheint, sondern weil Gott vorher eine viel größere Tatsache verkündigt hat, der alles andere schließlich weichen muß. Ein fähiger Lügner lügt nicht nur mit Worten, sondern auch mit seinem Verhalten und seinen Taten. Ihm wird es ebenso- leicht möglich sein, mit Falschgeld zu bezahlen wie die Unwahr- heit zu sagen. Der Teufel ist ein sehr fähiger Lügner, und wir dürfen nicht erwarten, daß er sich in seinen Lügen nur bloßer Worte bedient. Er wird auch auf lügenhafte Zeichen, Gefühle und Erfahrungen zurückgreifen, um uns von unserem Glauben an Gottes Wort abzubringen. Ich möchte noch einmal betonen, daß ich das Fleisch als Wirklichkeit nicht leugne. Wir werden später sogar noch genauer darauf eingehen. An dieser Stelle rede ich jedoch von der Gefahr, daß wir von dem in Christus offen- barten Stand wegbewegt werden. Sobald wir unseren Tod mit Christus als eine Tatsache annehmen, wird Satan sein Äußerstes versuchen, uns anhand unserer täglichen Erfahrung davon zu überzeugen, daß wir absolut nicht tot, sondern vielmehr noch sehr lebendig sind. Wir haben also die Wahl: glauben wir Satans Lüge oder Gottes Wahrheit? Lassen wir uns vom Schein beherr- schen oder von dem, was Gott sagt?
Genauso hängt die Tatsache, daß ich mit Christus gestorben bin, nicht von meinem Gefühl ab. Wie kann ich dessen so sicher sein? Weil Christus gestorben ist. Weil ,,einer für alle gestorben ist und deshalb alle gestorben sind“ (2.Kor. 5:14). Ob meine Erfahrung dies nun bestätigt oder nicht: die Tatsache bleibt bestehen. Solange ich mich auf diese Tatsache stelle, kann Satan nichts gegen mich ausrichten. Vergeßt nicht, daß die AngriffeSatans sich immer gegen unsere Gewißheit richten. Wenn er erreicht, daß wir an Gottes Wort zweifeln, hat er sein Ziel erreicht, und wir sind in seiner Macht. Wenn wir aber unerschütterlich an der Gewißheit der von Gott verkündeten Tatsache festhalten und sicher sind, daß Gott zu seinem Wort und Werk steht, ist es gleich, mit welcher Strategie Satan uns angreift. ,,Wir wandeln durch Glauben und nicht durch den äußeren Schein“ (2.Kor. 5:7).
Alle Versuchung besteht in erster Linie darin, in uns selbst hineinzuschauen, unsere Augen vom Herrn ab- und sie dem Augenschein zuzuwenden. Dem Glauben stellen sich immer wieder Berge in den Weg: Widersprüche zu Gottes Wort, prak- tische Erfahrungen, Versagen in unserem Verhalten, Gefühle oder Vermutungen. Entweder muß der Glaube oder der Berg weichen, beide können nicht nebeneinander bestehen. Leider weicht nur zu oft unser Glaube. Das ist aber nicht nötig. Wenn wir uns allerdings auf unsere Sinne verlassen, um die Wahrheit zu erkennen, so entdecken wir oft, daß Satans Lügen unserer Erfahrung entsprechen. Wenn wir jedoch alles, was dem Wort Gottes widerspricht, von uns weisen und allein im Glauben an ihn verharren, merken wir statt dessen, daß Satans Lügen sich in Nichts auflösen und unsere Erfahrung immer mehr mit Gottes Wort übereinstimmt.
Insbesondere auf unseren Umgang mit Christus wirkt sich dies aus: Allmählich wird er in konkreten Situationen zu unserer Wirklichkeit. Wir lernen ihn kennen als die wahre Gerechtigkeit, die wahre Heiligkeit und das wahre Auferstehungsleben. Was wir objektiv an ihm wahrnehmen, wirkt nun subjektiv – und dennoch real – in uns, und so wird er in uns in den konkreten Situationen sichtbar. Dies ist das Zeichen der Reife, von dem Paulus zu den Galatern schreibt: ,,Meine Kinder, um die ich abermals Geburtsschmerzen leide, bis daß Christus in euch Gestalt gewinne!“ (Gal. 4:19). Glaube ist die „Substantiierung“ von Gottes Tatsachen; und Glaube ist immer die „Substantiierung“ von ewiger Tatsache - etwas, das ewig wahr ist.